Im Hofgarten sitzen. Im Park spazieren. In Würde alt sein.
Erweiterung Bezirkspflegeheim Weiz – 1. Preis EU-weit offener Wettbewerb
Erweiterung Bezirkspflegeheim Weiz – 1. Preis EU-weit offener Wettbewerb
Wenn die Zeit gekommen ist, in ein Pflegeheim zu ziehen, stellen sich drängende und elementare Fragen:
Werde ich mich dort zuhause fühlen können? Muss ich sämtliche Verantwortung abgeben oder kann ich mich mit meinen Fähigkeiten noch einbringen? Kann ich meine Privatsphäre wahren, habe ich noch Raum, der nur mir gehört?
Der bestehende Park mit altem Baumbestand stellt für die umliegende Bevölkerung ebenso wie für das Pflegeheim einen unschätzbaren Wert dar. Im Zentrum der Überlegungen steht daher die Frage, wie die bestehende Qualität des weitläufigen Parks erhalten bleiben kann und der Zubau auch zu einer Aufwertung des Bestands beitragen kann. Aus diesem Grund wird der Erweiterungsbaukörper – entgegen den Empfehlungen der Auslobung – am östlichen Grundstücksteil situiert und nimmt so auch Rücksicht auf die an den Park angrenzende kleinteilige Einfamilienhausbebauung.
Das Projekt nützt den vorhandenen Niveauunterschied zwischen dem westlichen und östlichen Grundstücksteil und kann daher die Erweiterung der Stationen bereits ab dem EG aufwärts entwickeln. Es entsteht der Eindruck eines leichten, schwebenden Baukörpers, der in seiner Kubatur und Höhenentwicklung deutlich hinter der Massivität des Bestandsgebäudes zurückbleibt. Gleichzeitig wird durch die aufgeständerte Bauweise der bereits bestehende Parkplatz nunmehr großteils überdacht.
Zwischen dem bestehenden und dem neuen Baukörper wird ein Hofgarten auf Erdgeschoßniveau geschaffen. Es entsteht damit ein geschützter, überschaubarer Freibereich, der für alle Bewohner:innen leicht zugänglich ist und das Therapieangebot erweitert. Diese Maßnahme stellt auch eine entscheidende Verbesserung dar für die Aufenthaltsqualität der Zimmer des Bestandsgebäudes, die aktuell noch großteils zum Parkplatz orientiert sind.
In Kombination mit der bestehenden Parkanlage können so gänzlich unterschiedliche Freiraumqualitäten zur Verfügung gestellt werden – zum einen die Weitläufigkeit des öffentlich zugänglichen Parks, zum anderen die Intimität und Exklusivität des privaten Gartens mit der Möglichkeit zur eigenen Betätigung und Gestaltung.
Neben der grundsätzlichen und verständlichen Schwierigkeit, das eigene Zuhause zurückzulassen, kommt in vielen Fällen noch die Angst dazu, sich im neuen Umfeld nicht zurechtzufinden. Es war uns daher ein großes Anliegen, lange Gänge mit vielen gleiche Türen zu vermeiden und den meist schon deutlich eingeschränkten Bewohner:innen ausreichend Anhaltspunkte zur Orientierung auf der Station zu bieten.
Die neuen Pflegestationen sind daher kleinteilig und übersichtlich organisiert – die 13 Zimmer sind in 3 kleinere Blocks zusammengefasst, um die Auffindbarkeit zu erleichtern und einen Anknüpfungspunkt an gewohnte Dimensionen zu ermöglichen. Diese Blocks gruppieren sich U-förmig um einen großzügigen gemeinsamen Aufenthaltsbereich, der das Zentrum der Station bildet. Mehrere Terrassen in unterschiedlichen Himmelsrichtungen machen den Tagesverlauf erlebbar, zusätzliche kleinere Aufenthaltsbereiche ermöglichen auch außerhalb des eigenen Zimmers Rückzug und Ruhe.